Ich kann mich noch an eine Zeit ohne Handy und Smartphone erinnern. Eine Zeit, in der auch noch Filme und Musik von Kassetten abgespielt wurden. Eine Zeit, in der es lediglich mithilfe von kabelgebundenen Festnetztelefonen möglich war zu telefonieren. Eine Zeit, in der man nur mit einer Person gleichzeitig telefonieren konnte und die Telefonate minutengenau abgerechnet wurden. Wenn man im Internet surfen wollte, musste man sich erst einmal „einwählen“. Dabei verursachte ein kleines sperriges Gerät, das direkt am Computer angeschlossen wurde, laute schrillende und fiepende Geräusche. Die Internetseiten sahen karg und leer aus und man konnte sich während eines Seitenaufbaus problemlos ein Getränk aus der Küche holen. Dabei kostete jedes Megabyte an Daten Geld und die Telefonleitung war, während eines Ausflugs in das „World-Wide-Web“, vollständig blockiert.
Wenn man sich verabredete musste man pünktlich sein, denn es bestand keine Möglichkeit schnell mal eine Nachricht zu schicken, dass man sich verspäte. Sobald man das Haus verließ, war man für die Außenwelt auf elektronischem Wege nicht mehr erreichbar. Den neuesten Klatsch und Tratsch erfuhr man lediglich über direkte Gespräche, die offline stattfanden. Es war eine Zeit, in der die damaligen Heimcomputer einen ganzen Schreibtisch ausfüllten und sie sehr viel weniger Rechenleistung aufwiesen, als ein heutiges Smartphone. Wenn man sie einschaltete flogen zunächst unzählige Textzeilen über den Röhrenmonitor und man wartete eine gefühlte Ewigkeit bis der Computer betriebsbereit war. Alles lief langsamer und es drangen weniger Informationen zu uns durch. Insgesamt war die Welt somit weniger hektisch und auch die Zeit schien langsamer zu vergehen.
Und heute?
Wir besitzen Smartphones mit All-Net-Flat. Wir haben einen Facebook-Account und sind häufig auch noch auf Twitter, Google+, Xing, LinkedIn und anderen Netzwerken unterwegs. Nachrichten aus diesen Netzwerken erhalten wir, dank passender App, ohne große zeitliche Verzögerung. Daneben nutzen wir WhatsApp, Threema und ähnliche Nachrichtendienste, die uns ebenfalls dazu zwingen permanent erreichbar zu sein. Wenn man sich mal bei einer Verabredung verspätet stellt dies kein Problem mehr da, schließlich kann man jeden unmittelbar erreichen. Ebenso besteht die Möglichkeit zur kurzfristigen Terminvereinbarung und -änderung. Alles in allem sehen wir uns, Dank den Errungenschaften der Technik, Tag für Tag von einem Informationsorkan konfrontiert, den es zu bewältigen gilt. Dies bietet viele Vorteile für uns. Doch auf der Kehrseite der Medaille setzen wir uns damit unaufhörlich Hektik und Stress aus und sind dadurch viel gereizter. Allerdings ist ein Leben ohne diese Techniken kaum noch vorstellbar, schließlich ist dies für uns ganz normal geworden.
Eine sehr gute Freundin zeigte mir dieses Jahr wie wichtig es ist einfach mal aus dieser Nachrichtenflut zu entfliehen. Sie sieht sich durch ihr Berufsleben schon in extremer Weise beansprucht. Als Ausgleich setzt sie sich gerne mal alleine in eine Kirche, um die dortige Stille zu genießen und den Alltag für einen kurzen Moment vollkommen auszuschalten. Allein dieser kurze Moment ist in der heutigen Zeit absoluter Balsam. Er lässt uns sichtlich entspannen und damit wieder viel lockerer und stressfreier die Hürden des Alltags meistern. Nun liegt vor uns die Weihnachtszeit, wo wir zu unseren Familien und Verwandten reisen. Ein idealer Zeitpunkt mal für einige Tage sich aus dem Alltag zu verabschieden und eine Blaupause, eine Zeit der Stille einzulegen. Lasst uns einfach mal offline gehen und nicht erreichbar sein. Lasst uns die Entspannung erfahren, die uns durch den Fortschritt der Technik verloren gegangen ist. Lasst uns den Stress und die Sorgen des Alltags mal vollständig vergessen, bevor wir nach den Weihnachtstagen wieder in unseren Alltag zurückkehren. Allerdings viel entspannter und ausgeglichener als vor den Tagen.
In diesem Sinne wünschen wir allen Freunden unserer lieben Gothia, allen Bundesbrüdern und ihren Familien ein gesegnetes und erholsames Weihnachtsfest!