Die Katholische Deutsche Studentenverbindung Gothia-Würzburg im CV hat am 20. August 2015 Abschied genommen von Bundesbruder Gustav Schneider, unserem hochverdienten langjährigen Philistersenior und Ehrenphilistersenior. Die Bürgerspitalkirche konnte die Zahl der Trauernden kaum fassen, der Zug zum Grabe auf dem Würzburger Hauptfriedhof legte eindrucksvoll Zeugnis ab von der Wertschätzung für ihn und von unserem Lebensbundprinzip.
Gustav Schneider wurde am 18. Juni 1931 in Würzburg geboren. Er besuchte hier das Siebold-Gymnasium und erwarb die Allgemeine Hochschulreife. Im Anschluss studierte er in Würzburg und München Rechtswissenschaften. Am 7. Dezember 1950 trat er unserer lieben Gothia bei. Er bekleidete im Wintersemester 1952/53 die Charge des Conseniors und im Sommersemester 1955, als im kurz zuvor erworbenen Gothenhaus das 60. Stiftungsfest begangen wurde, das Amt des Fuxmajors. Gustav Schneider gehört damit zu den Bundesbrüdern, die die zweite Blütezeit unserer Gothia nach dem Zweiten Weltkrieg als Aktive erfolgreich mitgestaltet haben.
Nach dem Studium und der Referendarszeit arbeitete Gustav Schneider zunächst zehn Jahre als juristischer Staatsbeamter an verschiedenen Landratsämtern in Unterfranken. Danach wechselte er in die Flurbereinigungsdirektion Unterfranken und leitete dort ab 1969 die Rechtsabteilung. Für seine langjährige Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht wurde er mit der Bundesverdienstmedaille geehrt.
1981 wurde Gustav Schneider zum Philistersenior unserer Gothia gewählt. Er übernahm dieses Amt in einer Zeit, die von erheblichen Nachwuchssorgen gekennzeichnet war. Nicht wenige Bundesbrüder fürchteten damals um den Fortbestand unseres Bundes. Gustav Schneider packte, wie dies stets seine Art war, tatkräftig an, reaktivierte viele Conphilister und motivierte diese, ihre Söhne für Gothia zu gewinnen. Auch seine beiden eigenen Söhne Frieder und Matthias sind auf diese Weise wertvolle Mitglieder unseres Bundes geworden. Gustav Schneider war zudem der erste Philistersenior, der durch Kauf von zwei Wohnungen Wohnraum schuf für Studenten, die Gothen waren oder noch werden sollten. Das Gothenhaus wurde von ihm zudem in weiten Teilen saniert und funktionsgerecht umgestaltet. Er gründete den gemeinnützigen Studentenförderverein Gothia e.V. und schuf damit eine entscheidende Grundlage, um das Verbindungsleben unserer Gothia und die Nachwuchsarbeit wirkungsvoller unterstützen zu können. Zwei Höhepunkte seines Einsatzes für Gothia sollen besonders hervorgehoben werden: Die Aufnahme des damaligen Dompfarrers und späteren Weihbischofs Helmut Bauer als Ehrenmitglied (1984) und das glanzvolle 100. Stiftungsfest (1995). Gustav Schneider hatte das Amt des Philisterseniors 20 Jahre lang inne, so lange, wie kein Philistersenior vor ihm. Als er 2001 nicht mehr kandidierte, übergab er eine konsolidierte und stabile Verbindung mit soliden Finanzen und einem zukunftsfähigen Mitgliederstamm. Die Verjüngung des Altherrenvorstands wurde von ihm selbst noch aktiv angegangen. Gustav Schneider hat die Prinzipien unserer Gothia vorbildlich gelebt, er war hochgeachtet und respektiert. Auch unsere jungen Gothen wussten stets, was sie an ihm hatten, es war für sie, wie unser Bbr. Pater Reiner Nagel in seiner Trauerpredigt zutreffend ausgeführt hat, nicht immer ganz einfach, aber prägend, mit einem Philistersenior zusammenzuarbeiten, der eine Linie hatte, an der er festhielt. In Diskussionen mit ihm konnte man eine Menge lernen, auch wenn das Ergebnis möglichweise nicht ganz das ursprünglich Gewünschte war.
Gustav Schneider hat unsere Gothia in den 20 Jahren seiner Amtszeit wie kaum ein anderer gestaltet und geprägt. Er gehört zusammen mit Philistersenioren wie Johannes Hehn (1900-1911), Friedrich Störmer (1918-1923 und 1925-1931), Ernst Döhling (1947-1951) und Hans Klee (1951-1956) zweifellos zu den prägenden Gestalten unserer Gothia im 20. Jahrhundert. Für sein langjähriges und verdienstvolles Wirken wurde er 2001 als erster in der Geschichte unseres Bundes zum Ehrenphilistersenior ernannt. Auch in der Zeit danach war Gustav Schneider für Gothia noch sehr aktiv. So organisierte er fast bis zuletzt für die älteren Philister Stammtische und vor allem die sogenannten Gothenreisen, die so legendär waren wie die Gothenfeten für unsere Aktiven.
Für Gustav Schneider war unsere Gothia neben Familie und Beruf in einer Weise Mittelpunkt seines Lebens, wie wir Gothen es noch nie erlebt hatten. Alle seitherigen Philistersenioren wurden und werden, bewusst oder unbewusst, an diesem Vorbild gemessen. Nur unser Herrgott konnte diese lebendige und fruchtbare Symbiose zwischen Gustav Schneider und Gothia beenden; gleichwohl wissen wir, dass das Band der Lebensfreundschaft auch über den Tod hinaus bestehen bleibt. So bleibt uns nur, erfüllt von tiefer Trauer, Gustav von ganzem Herzen zu danken: Du hast Geschichte unserer Gothia geschrieben, Deine großen Verdienste bleiben. Wir Gothen werden Dir ein besonders ehrendes Gedenken bewahren. Gustav Schneider hat sich um unserer Verbindung verdient gemacht.
Unsere christliche Anteilnahme und tiefes Mitgefühl gilt seiner Witwe Wiltrud Schneider, der Tochter Jutta Schneider und den Söhnen, unseren Bundesbrüdern Frieder und Matthias, und ihren Familien sowie allen Angehörigen.
Fiducit toter Bruder! Requiescat in pace!
Geschrieben von: Philistersenior Bbr. Dr. Peter Motsch und Bbr. Prof. Dr. Matthias Stickler v/o Decimus
Todesmeldung: Mitteilung Gothia