Am 20. Januar 2016 durften wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Meet & Greet“ unseren Bundesbruder P. Michael Sievernich von den Jesuiten auf unserem Haus begrüßen.
Bereits im Vorfeld wurde festgelegt, dass der Abend unter dem Thema „Michael Sievernich SJ und der Papst“ stehen solle. Ursprünglich hätte der Besuch von P. Sievernich schon im Oktober stattfinden sollen. Wie so oft in der Geschichte galt jedoch auch an dieser Stelle: „Der Mensch denkt, Gott lenkt.“ Unser Bundesbruder wurde nämlich unerwartet als Berater für die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie im letzten Oktober in Rom nachnominiert.
So konnte der Vortrag auch um einige Episoden aus der Familiensynode ergänzt werden. Es war sehr spannend, nicht nur einen großen Theologen, sondern auch einen ganz persönlichen Freund von Papst Franziskus vortragen zu hören. Während wir meistens nur die Kirche Deutschlands oder immerhin Europas im Blick haben, hat unser Bundesbruder versucht, mit seinen Worten unseren Blick hin auf die Weltkirche zu weiten.
Dabei hat er versucht uns zu vermitteln, dass je nach Kulturkreis für die an der Synode teilnehmenden Bischöfe ganz unterschiedliche pastorale Fragestellungen von Bedeutung waren. Hierzulande wurde uns von den Medien vermittelt, es ginge nur um zwei große Themen: die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion und die Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren. Dabei habe zum Beispiel in Afrika die Frage nach dem Umgang mit Polygamie eine enorme Dringlichkeit – und zwar nicht, weil dort die Männer besonders triebgesteuert seinen, sondern weil viele Frauen sonst wirtschaftlich nicht adäquat versorgt wären.
Entsprechend dem Ruf, den die „schlauen Jungs“ (nicht zu Unrecht!) in der Kirche haben, fiel der gesamt Vortrag sehr nüchtern und differenziert aus. Die ignatianische Unterscheidung der Geister prägt also offensichtlich nicht nur die persönliche Spiritualität unseres Bundesbruders, sondern auch seine Theologie. Dabei gelang es dem Vortragenden trotzdem seinen Zuhörern das eine oder andere Schmunzeln abzuringen. So zum Beispiel, als er von einer Begegnung mit dem Heiligen Vater in der jüngeren Vergangenheit in Rom erzählte, bei der ihn der Papst fragte, ob er denn noch Rektor von St. Georgen sei. Als er beteuerte, dass er bereits emeritiert sei, fragte Papst Franziskus ihn ganz erstaunt „Was, schon?“. Schließlich wisse er ja, was mit Erzbischof Kardinal Bergoglio nach seiner Emeritierung passiert sei. Solche und andere Schmankerln brachten immerhin jene zum Lachen, die nicht am theologischen Fachvokabular von Prof. Sievernich scheiterten.
Rückblickend möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Bundesbruder Sievernich aussprechen, dass er uns hier in Würzburg besucht und seinen reichen Schatz an theologischen Überlegungen und persönlichen Erfahrungen mit uns geteilt hat.