„Es gibt keine Hoffnung auf ein paar Stunden Ruhe, in Verdun gibt es das nicht. Wir sind in die Erde eingetreten, sie hat uns absorbiert, wir kleben auf ihr, um den Tod zu vermeiden, der überall lauert.“
Fernand Léger, französischer Frontsoldat, 1916.
Am 21. Februar 1916 begannen die kaiserlich-deutschen Truppen mit der Belagerung der französischen Festungsstadt Verdun und läuteten damit eine Materialschlacht von nie dagewesenem Ausmaß ein. Unzählige Soldaten ließen ihr Leben für „Gott und Vaterland“. Genau dieses historische Ereignis jährte sich 2016 zum 100. Mal. Aus diesem Anlass fuhr eine kleine Gruppe von Gothen am 1. März 2016 nach Verdun, um die Gedenkstätten und Museen rund um das Schlachtfeld Verdun zu besuchen.
Von Würzburg über Mannheim, Saarbrücken und Metz fanden wir anfangs den Weg zum Beinhaus von Douaumont. In ihm werden die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt. Vor dem Beinhaus befindet sich ein Friedhof mit 16.142 Gräbern französischer Soldaten. Bekanntermaßen haben Franzosen keine besonders große Affinität, eine Fremdsprache wie Deutsch oder Englisch zu beherrschen; darum kamen wir schon zu Beginn unserer Exkursion an unsere (sprachlichen) Grenzen. Trotzdem: Mit mäßigem Schulfranzösisch sowie mit Händen und Füßen kamen wir der europäischen Völkerverständigung doch recht nahe. Auch einer unserer Bundesbrüder war Teil der „Knochenmühle“, wie das Schlachtfeld von den deutschen Soldaten genannt wurde. Sein Leben ließ unser Bundesbruder allerdings an der Somme, der Überlieferung nach mit dem Gothenband um die Brust.
Im Anschluss besuchten wir das Fort Douaumont, das starke Befestigungen im 1. Weltkrieg vorweisen konnte. Die hauptsächlich unterirdischen Anlagen, Kasematten, Kasernen, Pulverlager und Bastionen waren damals ein Musterbeispiel für französischen Festungsbau. Im Rahmen der Schlacht um Verdun wechselte das Festungswerk mehrmals die Besatzer. Besonders beeindruckt und erschüttert hat uns eine Kammer, tief im Berg, hinter deren Kalksteinmauern rund 600 deutsche Soldaten notdürftig beerdigt wurden, die nach einer Explosion im Granaten- und Flammenwerferdepot ums Leben gekommen waren und eine standesgemäße Beerdigung außerhalb nicht möglich erschien.
Zum Schluss besuchten wir das frisch renovierte Memorial de Verdun, ein Museum , das sowohl die französische als auch deutsche Sicht der Schlacht genau beleuchtet.
„Mehr als ein Museum zum Ruhme der französischen Krieger zeugt es von den gemeinsamen Mühen der französischen und deutschen Soldaten.“
Serge Barcellini
Die ehemalige Festungsstadt Metz des damaligen Reichslandes Elsass-Lothringen bot sich für einen abschließenden Besuch auf dem Weg in Richtung Heimat an. Vor allem die Kathedrale Saint-Étienne (Stephansdom) beeindruckte uns sehr. Da die örtlichen Preise für ein Abendessen den studentischen Geldbeutel übermäßig belastet hätten, überquerten wir die Grenze, um dort unser wohlverdientes Essen zu genießen.
Die Erlebnisse der Soldaten, die hauptsächlich in unserem Alter waren, die direkt im Studium, in einen Krieg zogen, der keinen Respekt vor dem einzelnen Menschenleben hatte, das Leben im Schützengraben und das tägliche Sterben in den tausenden Granattrichtern im Niemandsland, erinnerte uns daran, wie froh wir über innereuropäischen Frieden sein können und bestärkte die Wichtigkeit des Zusammenhalts mit unseren ehemaligen „Erbfeinden“.
Ein gelungener und interessanter Tagesausflug!
Impressionen des Ausflug nach Verdun: