Die 23. Gothenreise, an der 27 Personen teilnahmen, startete am 3. Juni 2018 – wie üblich – um 5 Uhr morgens am Gothenhaus in Würzburg und endete dort am 9. Juni um 20 Uhr. Was dazwischen lag, exzellent geplant und organisiert von unserem Bbr. Eberhard Gräf und seiner Gattin Bernhild, war gelungen: die Erkundung eines der interessantesten Landstriche Italiens. Die Emilia Romagna, reich an historischen Höhepunkten, an kirchlichen und profanen Kulturdenkmälern, an reichhaltigen Angeboten für Zunge und Gaumen, hielt das, was das Programm versprochen hatte, nämlich eine Kultur- und Genussreise. Seele, Geist und Körper durften die Vorzüge dieser gesegneten Gegend genießen und gestärkt, bereichert und beglückt in den Alltag zurückkehren.
Unser Hotel, am Stadtrand von Bologna im Grünen gelegen, hatte, wie gewünscht, ein schönes Schwimmbad. Doch es konnte von den Reiseteilnehmern zunächst nicht genutzt werden, da es zu den Zeiten, die wir im Hotel verbrachten, mangels Bademeister nicht geöffnet war. Bbr. Eberhard Gräf konnte diese „Schwimmbadkrise“ nach einigen Telefonaten beendet. Ab dem dritten Tag konnte geschwommen werden!
Die Tage waren jeweils hervorragend eingeteilt: zunächst durften wir das kulturelle Erbe einer Gegend erkunden, dann die Herstellung deren speziellen Erzeugnisse erleben, testen und genießen und gegen Abend unter einem angenehm abkühlenden Gewitter mit unserem Bus in das Hotel zurückfahren. Untertags begleitete uns die Sonne. Nur bei Besichtigung der Salzgewinnungsanlage von Cervia mussten wir die Regenschirme aufspannen.
Die Emilia Romagna blickt auf eine bedeutende historische Vergangenheit zurück und besitzt überall noch wohlerhaltene Zeugnisse aus vergangenen Zeiten, die vielfach zum Weltkulturerbe zählen. Eine Auswahl zu treffen ist schwierig und ein Ranking unmöglich. Bologna mit seiner beeindruckenden, turmreichen Altstadt, seinem großartigen Dom mit der eigenartigen Fassade und seinen die ganze Stadt durchziehenden Arkadengängen mit eleganten Geschäften fasziniert durch seine bedeutende geschichtliche Vergangenheit – älteste Universität, wichtige Papststadt, Krönungsstadt Karls V. usw.
Modena bietet nicht nur Essig und Ferrari, sondern auch einen wundervollen Dom mit dem weithin sichtbaren, schlanken Glockenturm, die großartige Piazza Grande, den Palast der Fürstenfamilie Este; Parma nicht nur den Schinken und Barilla, sondern auch ein Baptisterium mit phantastischen Reliefs und herrlichen Fresken – eine wahre Farbpalette – und einen romanischen Dom mit einem Meisterwerk Coreggios in der Kuppel; Ferrara nicht nur landwirtschaftliche Produkte, sondern auch das mächtige Kastell der Este, erbaut aus diesen rötlich braunen Ziegeln, und den romanisch-gotischen Dom, dessen Fassade wegen Renovierungsarbeiten leider verhängt war. Im Innern dieser Basilika haben wir an einem Marienaltar begeistert das Marienfrankenlied „O himmlische Frau Königin“ aus voller Kehle geschmettert.
In der Nähe von Ferrara liegt die „Abbazia di Pomposa“ mit ihrem das flache Land beherrschenden hohen Backsteinturm, der eindrucksvollen Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert und einigen noch erhaltenen Klostergebäuden. Hier soll ein Mönch die musikalische Notenschrift erfunden haben. Und wie 489 n. Chr. standen am 08. Juni 2018 wieder Got(h)en vor den Toren Ravennas, diesmal allerdings in friedlicher Absicht. Ihr Führer Eberhard wollte niemanden besiegen oder absetzen, sondern mit seinem Gefolge die Schönheit und Einzigartigkeit einer der sehenswertesten Städte Italiens erleben und aufsaugen: diese Verknüpfung weströmischer und oströmischer Kunst, diese herrlichen Mosaiken in eindrucksvollen Basiliken und Mausoleen, natürlich auch die Spuren Dantes und Theoderichs. Ein Erlebnis besonderer Art!
Ein vorzügliches Fischessen im Po-Delta, Verkosten von Weinen, insbesondere des Lambruscos, von Essig, von Schinken und Käse führten immer wieder aus den geistigen Höhen zum körperlichen Wohlbefinden. Natürlich durften wir auch in einer Essigkellerei bei Modena und in einem Gutshof am Po in der Nähe von Parma erfahren, wie der Aceto Balsamico Traditionale di Modena und der Culatello di Zibello, der absolute Spitzenschinken, erzeugt werden. In beiden Fällen sind die Materialien in ganz normalen Räumen gelagert und dem natürlichen Klima der jeweiligen Jahreszeit ausgesetzt. Ungewöhnlich der Anblick: Die Fässer – aus fünf verschiedenen Hölzern angefertigt – werden in der Reihenfolge immer kleiner; der Ausgangsbrei aus bestimmten Trauben, älterem Essig und Wein wird durch Umfüllen immer mehr zu dem edlen Saft reduziert; die edlen Fleischstücke aus dem Hinterteil einer besonderen Schweinerasse werden gesalzen, mit Wein eingerieben, geschnürt, in eine Schweineblase gepackt und an der Decke aufgehängt. So entstehen diese Delikatessen.
Zu erwähnen bleibt noch, dass wir in Brescello bei Don Camillo und Peppone, in Verdis Geburtsort Le Roncole waren und in Modena Luciano Pavarottis gedachten. Von dieser Reise wäre noch sehr viel zu erzählen. Sie war ein Gewinn für uns alle. Bbr. Eberhard Gräf und seiner Gattin Bernhild gilt unser Dank.
Die Gothenschar war wie immer in Bestform, diszipliniert, neugierig, aufmerksam, pünktlich. Es ist halt eine harmonische Gruppe: Man kennt sich, man mag sich, man versteht sich. Neuankömmlinge werden geräuschlos sofort voll integriert. Wegen ihrer körperlichen und geistigen Fitness hat diese Reisegruppe den Namen „iuventus Gothiae“ redlich verdient.
Autor: Wolfgang Schineis GW! Wk!