Bbr. Julian Glaser, Masterstundent der Wirtschaftsinformatik, berichtet über die Erfahrungen der Studenten mit Lehrveranstaltungen im ersten „Coronasemester“:
Wie gerne würde ich als dechargierter Consenior des Sommersemesters 2020 über tolle Veranstaltungen und regen Damenbesuch auf dem Haus erzählen. Leider kam alles anders. Das Prinzip der scientia wird hier maßgeblich auch beeinflusst und daher werde ich als die für Wissenschaft zuständige Charge und als Student der Universität auf die Lehre des vergangenen Sommersemesters eingehen.
Nun aber alles der Reihe nach. Das Semester hat noch gar nicht begonnen und die Pandemie zwingt uns zur wochenlangen Ausgangssperre. Man will gerade beginnen, sich in der Zeit der Semesterferien auf anstehende Klausuren vor dem Sommersemester vorzubereiten, schon ist es überhaupt ungewiss, ob diese denn stattfinden. Die Zeit vergeht und man wartet gespannt auf neue Erkenntnisse. Kurze Zeit vor den Klausuren steht fest: Sie werden nicht stattfinden, höchstens das Staatsexamen vielleicht. Die beschlossene Ausgangssperre macht auch ungewiss, wie der Semesterbeginn bzw. das Semester im Allgemeinen stattfinden kann. Lehrstühle arbeiten dabei schon an einer digitalen Lösung ihrer Vorlesungen. Teilweise werden Vorlesungen vorab aufgezeichnet. Der tatsächliche Semesterbeginn im April kommt dann schneller als erwartet. Plötzlich soll das Semester stattfinden, allerdings alles online.
Hier fehlten einem die Veranstaltungen zu Beginn eines Semesters, denn der Unterschied zu den Semesterferien in der Wohnung und der nun stattfindenden Vorlesungszeit – auch innerhalb der eigenen Wohnung – ist marginal. Die Motivation für ein stattfindendes Semester wird durch die fehlenden Veranstaltungen und durch die soziale Distanzierung gedämmt. Stattdessen blickt man auf einen Monitor, in dem der Professor wie in einem leeren Saal live vor sich hin redet. Die Stille ist dabei fast erschreckend. Nebengeräusche einer üblichen Vorlesung fehlen hier. Sofern keine netzbedingten Unterbrechungen stattfinden, versteht man den Professor nun klarer, was eigentlich ein Vorteil ist. Die Fragen eines Studenten werden über das Tool „Zoom“ mit der virtuellen Funktion des „Handhebens“ dem Dozenten kenntlich gemacht. Dieser schaltet dann dessen Mikrofon frei, damit er seine Frage stellen kann. Die Begebenheiten einer typischen Vorlesung sind also komplett auf die virtuelle Vorlesung übertragbar. Wie aber zuvor schon angedeutet, machen sich nicht alle Professoren die Mühe einer Live-Vorlesung. Einige Professoren nutzen hierbei die Möglichkeit Videos bereit zu stellen, die man sich als Student jederzeit anschauen kann. Wenn überhaupt, denn meistens scheinen die Folien für die Klausur am Ende des Semesters ausreichend zu sein.
Mit den Lockerungen Mitte des Semesters wird auch die Maskenpflicht eingeführt. Die Bibliothek kann nun nach einigen Wochen wieder für Ausleihen öffnen. Die Lernplätze bleiben weiterhin gesperrt. Bis zum heutigen Tage werden nur wenige Lernplätze der Bibliothek freigegeben.
Ende Mai erfuhr man dann, dass die abgesagten Klausuren vom März in den nächsten vierzehn Tagen stattfinden. Das Lernen für eine Klausur aus dem letzten Semester geht also unerwartet los. Mit einigen
Verhaltensregeln und einer unterschriebenen Erklärung, dass man weder Schnupfen noch Husten noch in einem Corona-Gebiet etc. sich aufgehalten hat, darf man die Klausur mitschreiben. Auch diese Begebenheit hat sich nicht für die Klausuren des nun aktuell stattfindenden Sommersemesters verändert. Nur an die Maske hat man sich mittlerweile gewöhnt.
So wild und durcheinander wie dieser Text war auch der Informationsfluss innerhalb der Lehre der Universität. Nach aktueller Einschätzung wird das kommende Wintersemester 2020/21 geregelter und mit wenigen Präsenzveranstaltungen stattfinden. Die dafür notwendige Online-Lehre wird nun hoffentlich geregelter und mit größerem Mehrwert ablaufen, zumal jetzt den Professoren eine größere Zeit der Vorbereitung darauf gegeben wird.