Nach längerer coronabedingter Pause traf sich der rheinisch-westfälische Gothenzirkel wieder in großer Zahl in der Musenstadt am Rheine.
Traditionsgemäß trafen wir uns zum Einstimmen bei Kaffee und Kuchen in der Cafébar Macchiato in der Bonner Südstadt in unmittelbarer Nähe des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses sowie des Orts des abendlichen Ausklangs, dem „Treppchen“.
Im Zuge der Vorbereitungen für das gemeinsame Treffen gab es eine kurzfristige Programmänderung, welche jedoch dank des engagierten Einspringens unseres lieben Bbr. Marcel Koschek keine negative Auswirkung auf das Treffen hatte.
So war nach Stärkung mit Café und Kuchen ursprünglich angedacht, das nur wenige Meter entfernte Ernst-Moritz-Arndt-Haus samt Innenräumen sowie Ausstellung zu besichtigen. Die Ausstellung war jedoch gerade zu diesem Tag geschlossen und uns blieb nur die Besichtigung des Gebäudes von außen. Diesem Umstand zum Trotze hielt unser Bbr. Marcel einen lehrreichen Vortrag über das Wirken von Ernst Moritz Arndt, seine Bedeutung für das deutsche Nationalbewusstsein und sein Verhältnis zu der Stadt Bonn und seinen Bürgern als „Wahl-Rheinländer“. Dazu ein kurzer Abriss:
1818 wurde Arndt an die in Bonn gegründete Universität berufen, zu deren Gründung er mit einer Denkschrift 1815 maßgeblich beigetragen hat. Seine Tätigkeit an der Bonner Universität war jedoch nur von kurzer Dauer, da er nach den Karlsbader Beschlüssen 1819 von der einsetzenden Demagogenverfolgung betroffen war und als unbequemer, freiheitlicher und nationalrevolutionärer Mensch galt und durch den preußischen Staat ausgeschaltet wurde. Im November 1819 wurde er von seinem Amt suspendiert und durfte trotz erwiesener Unschuld bis 1840 keine Vorlesungen mehr abhalten.
Trotz der schwierigen politischen Situation genoss Arndt in der Bonner Bevölkerung ein hohes Ansehen und wurde 1840 rehabilitiert. Im selben Jahr wurde er durch den Senat der Universität zum Rektor für ein Amtsjahr gewählt und konnte seiner Tätigkeit wieder nachkommen.
Im Oktober 1818 erwarb er schließlich das Grundstück von einer Eigentümergemeinschaft in der Größe von ca. 4020 qm und musste sich bei einigen Freunden und Bekannten Geld für den Erwerb leihen. Die Baugenehmigung wurde ihm im November 1818 erteilt und bereits im Folgejahr im Oktober 1819 zog er mit seiner Familie in das noch nicht ganz fertige Haus ein. Der Innenausbau wurde schließlich im Februar 1820 abgeschlossen. Im September 1820 bekam das Haus schließlich einen rosa Anstrich, der bis heute beibehalten wurde.
In seiner Freizeit beschäftigte Arndt sich häufig mit dem Gärtnern und pflanzte rund um das Haus kostbare Rosenstöcke, Obstbäume und andere Bäume sowie eine Dornhecke als Grenze zur heutigen Zweiten Fährgasse. Nach Arndts Tod erwarb der Verein der Altertumsfreunde im Rheinland das Objekt, um im Garten ein Arndt-Denkmal zu errichten. Da 1865 bereits ein Arndt-Denkmal am Alten Zoll aufgestellt worden war, entfiel der Zweck des Ankaufs für den Verein der Altertumsfreunde und der Verein bot der Stadt Bonn die Villa an. Der Verein verpflichtete die Stadt das Arndt’sche Haus zu unterhalten und den straßenwärts gelegenen Garten zu „turnerischen Zwecken” der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und übergab den Besitz schließlich kostenlos der Stadt. 1877 wurde demgemäß ein Turnplatz angelegt, der vom Bonner Turn-Verein genutzt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus im Jahr 1944 zerstört und brannte vollständig aus.
Architektonisch handelt es sich um einen schlichten klassizistischen Bau; im Inneren sind Möbel und Bilder des Biedermeier ausgestellt und die Stadt Bonn nutzt das Haus seit 1898 als Teil des Stadtmuseums. Mit dem Bau im Jahr 1819 handelt es sich inzwischen um die älteste Bonner Rheinvilla, da viele andere inzwischen abgerissen worden sind.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich heute der Bundesrechnungshof. Architektonisch versprüht dessen Gebäude ganz den Charme der frühen Bonner Republik und verbindet eine anspruchsvolle Repräsentation mit der Zweckmäßigkeit eines Bürogebäudes. Wir danken Bbr. Frank Baumeister für die Anekdoten zu dem Gebäude und insbesondere dem Beamtenapperat darin.
Anschließend zogen wir in das wenige Meter entfernte „Treppchen“ um bei Kölsch und entsprechenden rheinischen Schmankerln noch einige Zeit beim bundesbrüderlichen Gespräch zu verweilen. Dass der regelmäßige bundesbrüderliche Austausch auch fernab von Würzburg wichtig ist und dass sich mittlerweile eine stattliche Anzahl an Gothen in Bonn befindet, haben wir zum Anlass genommen, einen regelmäßigen Gothen-Stammtisch in Bonn zu initiieren.
Insgesamt haben wir einen wunderbaren Tag verbracht. Der Dank gebührt Bbr. Knecko sowie Bbr. Frank Baumeister für die Organisation und Bbr. Marcel Koschek für den lehrreichen Vortrag vor dem geschichtsträchtigen Erst-Moritz-Arndt-Haus.