Im Laufe seiner Fuxenzeit hält jedes Neumitglied der Gothia einen Vortrag, um zu zeigen, dass es sich abgesehen von seinem Studienfach auch mit anderen wissenschaftlichen Themen beschäftigt. So deckten vergangenes Semester drei Füxe ein sehr breites Spektrum an Inhalten ab:
Lukas Leuchten widmete sich in einem geschichtlichen Vortrag am 08.05.2019 der Thematik, welche Auswirkungen die Revolution von 1848/49 auf die damalige Gesellschaftsordnung hatte. Zur Beantwortung einer ersten Fragestellung, wie sich die Revolution so flächendeckend ausbreiten konnte, wurde u.a. angeführt, dass die sich zur damaligen Zeit neu entwickelnden Kommunikations- und Transportmöglichkeiten wie Zeitungen und Eisenbahnen eine rasche Informationsübertragung gewährleistet hätten.
Ob man die Revolution gemessen an ihren Zielen als gescheitert ansehen könne, war Gegenstand der zweiten Fragestellung. Zwar habe sie ihr Ziel, eine neue politische nationalstaatliche Ordnung zu erwirken, nicht unmittelbar erreicht, aber dennoch habe sie wichtige Grundsteine für die Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft gelegt, indem sie den Gedanken von politischer Mitbestimmung und Selbständigkeit innerhalb der Bevölkerung verfestigte. Die Revolution habe das politische Verständnis der Bevölkerung Europas nachhaltig verändert und einen Funken entfacht, der nicht einmal von der Restaurationspolitik der Obrigkeiten zum Erlöschen gebracht werden konnte.
Dem geisteswissenschaftlichen Themenfeld treu bleibend widmete sich Johannes Hatzold am 17.07.2019 der Fragestellung „Zur Freiheit verdammt? Der Existenzialismus aus christlicher Sicht“. Für den französischen Philosoph J.-P. Sartre hat der Mensch nicht wie z.B. die Dinge, die der Mensch selbst herstellt, eine festgelegte Bestimmung und Aufgabe, sondern er ist im Gegenteil keinen vorgegebenen Charakterisierungen verpflichtet, habe sich selbst zu definieren und sei hierbei ganz auf sich selbst gestellt: „zur Freiheit verdammt“. Einer solchen Vorstellung, die einem Bild vom Menschen als Ebenbild Gottes widerspricht, müsse ein Christ eine klare Absage erteilen. Allerdings gibt es auch christliche Ansätze einer Existenzphilosophie.
Zeitlich sehr nahe, ebenfalls am 17.07.2019, inhaltlich dafür aber umso weiter entfernt, behandelte Julian Glaser in seinem Vortrag den Transrapid und stellte die Frage, ob er gescheitert sei. Ein wanderndes Magnetfeld ermöglicht dem Zug, Strecken im Schwebezustand über den Trassen zurückzulegen. Während die Technik dafür schon in den 1930er Jahren patentiert wurde, erfolgte erst in den 70ern die Umsetzung in Form eines Prototyps. Daran tüftelte ein Industriezusammenschluss, welcher von staatlichen Geldern zur Förderung unterstützt wurde. Zusammengefasst wurde bis heute nur eine Teststrecke in Deutschland für Testfahrten im Emsland realisiert. Lediglich eine für den öffentlichen Verkehr geplante Strecke wurde im Jahr 2002 in China erbaut. Der Grund für das bisherige Scheitern in Deutschland ist, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis bisher zu schlecht war, denn zur selben Zeit war die Entwicklung des ICE so weit, dass er nahezu mit den Effizienzwerten des Transrapid mithalten konnte. Für den ICE gab es allerdings schon eine Infrastruktur mit dem Schienennetz. Daher wäre ein Bau der Trassen, welche für den Transrapid nötig wären, viel zu kostenintensiv. Der relativ geringe Nutzenzuwachs der neuen Technik hat an dieser Stelle die hohen Investitionskosten nicht rechtfertigen können. Als Ausblick für die Magnetschwebebahn gibt es aktuell eine Firma Namens Max Bögl aus der Oberpfalz, welche sich mit der Umsetzung der Technik des Transrapids für den Nahverkehr auseinandersetzt.